Was ist eigentlich Wissensmanagement?

von | Organisationsentwicklung, Wissensmanagement

Jedes Unternehmen besitzt Wissen, das dem Firmenzweck dient und das den wirtschaftlichen Erfolg erst möglich macht. Wissen ist demzufolge eine wesentliche Ressource des Unternehmens und damit auch eine Form von immateriellem Vermögen. Dieses Vermögen besteht u.a. aus Kompetenzen, Know-how, Erfahrungen und Bildung von Mitarbeitern. Ziel des Wissensmanagements ist es, dieses immaterielle Vermögen taktisch und strategisch zu sichern, zu verwalten und zugänglich zu machen.

Eine handlungsorientierte Definition von Wissensmanagement stammt von Susanne Hopf:
Wissensmanagement bezeichnet den bewussten und systematischen Umgang mit der Ressource Wissen und den zielgerichteten Einsatz von Wissen in Organisationen. Zu Wissensmanagement gehört es, das im Unternehmen vorhandene Wissen zu identifizieren und transparent zu machen, um es anschließend verteilen, nutzen und weiterentwickeln zu können. […] Wissensmanagement ist nicht Selbstzweck, sondern dient der Erreichung der organisationalen Ziele und orientiert sich deswegen unmittelbar an diesen (Quelle: Hopf, Susanne (2009): Fragebogen zur Identifikation von Wissensbarrieren in Organisationen (WiBa), S. 12).

Die Definition zeigt die vielfältigen Tätigkeiten auf, die unter dem Begriff Wissensmanagement zusammengefasst werden können. Aus diesem Grund kann die Disziplin als eine Querschnittsfunktion verstanden werden, die alle Bereiche einer Organisation einschließlich der Führung betrifft. Der letzte Teil der Definition verdeutlicht, dass Wissensmanagement immer an die Unternehmensziele gekoppelt sein sollte, da andernfalls die Gefahr besteht, dass Maßnahmen ins Leere laufen und Ressourcen unnütz verschwendet werden.

Warum ist Wissensmanagement so wichtig?

E-Mails und lokale Ordner auf Mitarbeitercomputern sind die dunklen Seiten des Wissensmanagement. Sie sind nicht geeignet zum Speichern und Teilen von Wissen innerhalb einer Organisation. Sie lagern das Wissen bei einem bestimmten Mitarbeiter und fördern im schlimmsten Fall eine Kultur der «Wissen ist Macht»-Philosophie und behindern somit das Teilen und Nutzbarmachen von Wissen zum Vorteil des gesamten Unternehmens. Denn was passiert, wenn Mitarbeiter freiwillig oder unfreiwillig aus dem Unternehmen ausscheiden? In aller Regel löscht die Firmen-IT den Mitarbeiter-Account zum Austrittsdatum und schon sind alle Mails und Ordner auf Nimmerwiedersehen verschwunden

Im Zeitalter von Fachkräftemangel wird Wissen immer häufiger als entscheidender Wettbewerbsfaktor wahrgenommen, Klassische Produktionsfaktoren sind mehr und mehr ausgereizt. Aus diesem Grund und im Zuge der Wandlung unserer Gesellschaft hin zur viel zitierten und seit langem prophezeiten Wissensgesellschaft rückt Wissen, auch befeuert durch die Digitalisierung, wieder vermehrt in den Fokus des Interesses von Unternehmen. Führende Managementtheoretiker halten Investitionen in die Wissensressourcen eines Unternehmens bereits für profitabler als in materielles Anlagekapital.

Das Aufbereiten der eigenen Wissensbestände wird zur zentralen Herausforderung für alle Organisationen, die in diesem hochdynamischen Wettbewerbsumfeld bestehen und ihre Position ausbauen wollen. Drei eng miteinander verbundene Trends tragen hierzu bei: die exponentielle Vermehrung von Wissen, die Spezialisierung und die Globalisierung.
Dauerte es nach Erfindung des Buchdrucks noch 300 Jahre, bis sich das weltweite Volumen der Verfügbaren Informationsmedien verdoppelte, so geschieht dies heute alle 5 Jahre.

Es lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass der Erfolg eines Unternehmens gesteigert wird, wenn es ihm gelingt, seine Wissensbestände zu explizieren, innerhalb der Organisation zu verbreiten und stetig zu vermehren. Dabei verliert Wissen, anders als andere Ressourcen, durch Weitergabe innerhalb des Unternehmens nicht an Wert, sondern gewinnt hinzu.

Silvia Schorta
Mit ihrem breiten Erfahrungshintergrund unterstützt sie Unternehmen in der digitalen Transformation und der Wissensarbeit, coacht Wissenstransfers und begleitet Kulturveränderungen. Sie liebt die Berge und das Meer.