Wie wissen wir, was wir wissen?
Wissen ist nicht gleich Wissen – es kann in seinen einzelnen Erscheinungsformen sehr unterschiedlich ausfallen. Diese Unterscheidungen sind wichtig, wenn man sich mit Wissensmanagement und Wissenstransfer im Unternehmen auseinandersetzt. Denn der Umgang mit Wissen orientiert sich immer an diesen Wissensarten. Wie wiessen wir also, was wir wissen? Nachstehend die wichtigsten Paarungen:
Implizites und explizites Wissen
Die Unterscheidung zwischen implizitem und explizitem Wissen ist die wohl populärste, aber auch schwierigste. Sie geht auf den ungarisch-britischen Chemiker und Philosoph Michael Polanyi zurück.
Explizites Wissen ist bewusst, in Worte fassbar, in der Regel personenunabhängig und kann in externen Speichermedien abgelegt werden. Implizites, «schweigendes» Wissen hingegen ist in den Köpfen der Akteure gespeichert und nur schwer oder gar nicht verbalisierbar oder formalisierbar. Eine Person hat es sich auf Grund ihrer Erfahrung, ihrer Praxis und ihres Lernens angeeignet. Gerade das zur Selbstverständlichkeit geronnene Know-how professioneller Experten ist sehr schwer zu explizieren und stellt daher eine besondere Herausforderung für Wissensmanagement dar.
Tooltipp: Meist ist hier der strukturierte Wissenstransfer das Mittel der Wahl, um Expertenwissen sichtbar zu machen und bei einem neuen Experten/Nachfolger zu verankern
Individuelles und kollektives Wissen
Hierbei geht es um die Anzahl derer, die Zugriff auf Wissen haben. Individuelles Wissen umfasst die Kenntnisse und Fähigkeiten einer einzelnen Person, während kollektives Wissen nicht an einzelne Personen gebunden ist und in Form von Prozessen, Routinen, Normen (= implizit) oder Berichten (= explizit) im Unternehmen mehreren Mitarbeitern zugänglich ist. Zwischen den beiden Ebenen besteht eine Wechselwirkung: Beispielsweise eignet sich ein Individuum vorhandenes kollektives Wissen an, erweitertes und kombiniert es neu und lässt es über Austauschprozesse wieder in das kollektive Wissen zurückfließen. Um die Abhängigkeit vom Verlust einzelner Mitarbeiter gering zu halten, streben Organisationen in der Regel nach einer möglichst hohen Kollektivierung der Wissensbestände.
Tooltipp: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten individuelles Wissen aufs Kollektiv zu übertragen. Barcamps, Working Out Loud, Wissensmarktplätze sind nur einige Beispiele.
Internes und externes Wissen
Hierbei geht es um die Frage, ob bestimmte Wissensinhalte innerhalb oder außerhalb der Organisation zu finden sind. Internes Wissen ist Teil der organisationalen Wissensbasis (z. B. Fachwissen, Organisationshandbücher). Externes Wissen hingegen liegt außerhalb der Organisation vor und muss gezielt – oft unter finanziellem Aufwand – hinein geholt werden (z. B. via Kongressbesuche, Inanspruchnahme externer Berater). Die Nutzung externer Wissensbestände ist wichtig, da sonst in einer Organisation das Rad leicht zum zweiten Mal erfunden wird oder man aktuellste Entwicklungen am Markt verschläft.
Tooltipp: Im Anschluss an den Aufbau von neuem Wissen, das meist auf ein Individuum übertragen wird, sollte es ins kollektive Wissen übertragen werden. Die entsprechenden Möglichkeiten sind weiter oben benannt.
Objektwissen und Metawissen
Dies ist wohl die schwierigsten Form des „wie wissen wir, was wir wissen“. Hierbei geht es um den Abstraktionsgrad des Wissensinhaltes. Objektwissen umfasst konkrete Wissensinhalte (z. B. Einmaleins: 7×7=49), Metawissen hingegen das Überblickswissen über diese konkreten Wissensinhalte, also das Wissen über das Wissen (z. B. «Ich weiß, dass ich das kleine Einmaleins beherrsche»). In der Sonderform des transaktiven Wissens ist mit Metawissen nicht nur das Überblickswissen über eigene Wissensinhalte, sondern auch das über Wissensinhalte von Gruppenmitgliedern gemeint, was im arbeitsteiligen Kontext von besonderer Bedeutung ist.
Tooltipp: Firmeninterne «Gelbe Seiten» geben oft einen guten Überblick über die Wissensgebiete der Mitarbeiter.