Wissenserwerb in 4 einfachen Schritten – Die Feynman Methode

von | Organisationsentwicklung, Wissensmanagement

 

Unternehmen, die externes und internes Wissen, welches für die zukünftige Wettbewerbssituation relevant ist, erfassen, systematisch aufbereiten und weiterentwickeln, betreiben strategisches Wissensmanagement. Sie haben verstanden, dass die Ressource Wissen hohes Wertschöpfungspotenzial besitzt.

Denn Wissensmanagement
• spart Zeit und Kosten in der Bearbeitung von Kundenanfragen
• hilft, Herausforderungen im Arbeitsalltag schneller zu lösen
• verbindet Unternehmensbereiche und lässt durch best practice alle profitieren
• senkt den Schulungsaufwand
• fördert Mitarbeiterbindung und stärkt dadurch nicht zuletzt die Innovationskraft des Unternehmens.

Lernen als mentale Herausforderung

Wissen entsteht auf unterschiedliche Weise – durch persönliche Erfahrungen, Beobachtungen, Austausch mit anderen, das Studium entsprechender Literatur und vor allem auch durch Lernen.

Eben dieses Lernen – der gezielte Erwerb von Wissen zu einem bestimmten Zweck fällt uns Menschen oft dann schwer, wenn nicht «Wollen», sondern «Müssen» die treibende Kraft ist. Wie wir trotzdem das bestmögliche Ergebnis erzielen?

Vorausgeschickt und unabhängig von jeder Methode strukturiert Wissen zu erwerben:
1. Machen Sie sich bewusst, wofür Sie lernen und führen Sie sich vor Augen, dass das Lernen ein notwendiger Schritt zum Erreichen des Ziels ist!
2. Haben Sie Vertrauen in sich selbst und glauben Sie an Ihren Erfolg!

Sobald Sie diese beiden grundlegenden mentalen Aspekte für sich verinnerlicht haben, sind Sie bereit.

«Wissen ist nutzlos, wenn man es nicht anwendet»

Wenn man 10 Personen fragen würde, auf welche Art und Weise sie Wissen erwerben, erhält man mit Sicherheit 10 unterschiedliche Antworten und jeder würde schwören, dass seine Methode die Beste sei. Individuell betrachtet ist das mit Sicherheit auch so.

Blicken wir in unser Schulsystem ist die gängige Lehr- und Lernmethode oftmals, Theorie auswendig zu lernen und wiederzugeben. Merken Sie was fehlt? Genau: Haben wir nicht wirklich begriffen und verinnerlicht, was wir uns unter Umständen mühevoll erarbeitet und auswendig gelernt haben, können wir nur wiedergeben, aber nicht anwenden und werden bei geänderten Anforderungen Wissen nur schwerlich adaptieren können.

Schon Anton Chekhov hat einmal gesagt: «Wissen ist nutzlos, wenn man es nicht anwendet.» Es geht also darum, wirklich zu begreifen und zu verstehen!

Lernen extra leicht gemacht

Im Folgenden lernen Sie eine wunderbare Methode des Wissenserwerbs kennen, die weit mehr ist Auswendiglernen und dadurch
• ermöglicht, Wissenslücken klar zu definieren
• Wissenslücken nachhaltig schließt und gleichzeitig
• Wissenserwerb vereinfacht und beschleunigt

Die Feynman Methode als Schlüssel zum Lernerfolg

Man sagt, dass Richard Feynman – welcher zusammen mit den Wissenschaftlern Schwinger und Tomonaga 1965 den Nobelpreis für Physik erhielt – eine Lerngruppe gründete. Die Aufgabe bestand darin, den anderen Teilnehmern ein Thema ohne Fremdwörter und Fachbegriffe so einfach wie möglich zu erklären. Die Teilnehmer sollten das Thema trotzdem vollständig verstehen.

Wenn Sie versuchen, einen Sachverhalt mit dieser Zielstellung aber den einfachsten Worten zu erklären, werden Sie merken – das ist eine Herausforderung und alles andere als leicht! Dafür ist unbedingt erforderlich, dass Sie selbst das Thema umfassend und bis ins kleinste Detail verstanden haben. Erst wenn Sie das können, sind Sie in der Lage Transferaufgaben zu lösen.

4 einfache Schritte zum Erfolg

Was sich jetzt vielleicht kompliziert anhört, ist in der Praxis in 4 einfachen, sich immer wiederholenden Schritten umzusetzen.

Schritt 1 – Wissenstand herausfinden

Idealerweise suchen Sie sich einen Zuhörer, der von der Thematik, die Sie erlernen wollen, nichts weiß – wirklich nichts! Ihm erklären Sie das Thema – sehr einfach, sehr detailliert, ohne Fachbegriffe.

Schritt 2 – Wissenslücken erfassen

Sie werden schnell merken, dass Sie Dinge, die Sie nicht verstanden haben, nicht erklären können. Diese Wissenslücken notieren Sie.
Sollten Sie sich nicht an die Regeln halten und Fachbegriffe oder Fremdwörter verwenden, notieren Sie auch diese. Fachbegriffe helfen Ihnen zwar vermeintlich in der Erklärung, aber wenn Ihr Gegenüber noch nie etwas mit der Thematik zu tun hatte, wird er Ihnen fachlich nicht folgen können.

Schritt 3 – Wissenslücken füllen

Anhand Ihrer Notizen haben Sie nun einen Überblick über die Inhalte, die Sie noch nicht vollumfänglich verstanden haben. Verwendete Fachbegriffe müssen Sie jetzt durch einfache Worte ersetzen.
Ein Tipp: Verwenden Sie gut nachvollziehbare Alltagsbeispiele. Diese sind sowohl für Sie als auch für Ihren Zuhörer ein gut nachvollziehbarer Ankerpunkt.

Schritt 4 – Alles auf Anfang

In Schritt 4, welcher gleichzeitig Schritt 1 entspricht, erklären Sie das Thema erneut. Sie finden so heraus, ob Sie ihre Wissenslücken gefüllt haben und ob Ihr Zuhörer Sie versteht.

Sobald Sie ins Stocken geraten oder wieder Fremdwörter oder Fachtermini verwenden, machen Sie sich wieder Notizen und setzen genau dort wieder analog Schritt 2 und 3 an.

Effektiv und einfach ans Ziel kommen

Sie merken, es handelt sich um einen einfachen und doch effektiven Kreislauf, der ihnen hilft, eine Thematik bis in die Tiefe zu durchdringen und gleichzeitig mit vorhandenem Wissen zu verknüpfen und dieses weiter zu vertiefen und anzuwenden – einfach und effektiv.

Silvia Schorta
Mit ihrem breiten Erfahrungshintergrund unterstützt sie Unternehmen in der digitalen Transformation und der Wissensarbeit, coacht Wissenstransfers und begleitet Kulturveränderungen. Sie liebt die Berge und das Meer.
Wissen verlässt das Unternehmen

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