Die Wissenstreppe – wie Wissen entsteht

von | Wissensmanagement

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wie Wissen eigentlich entsteht? Ein nicht unwichtiges Thema, denn erst im Hinterfragen des Entstehungsprozesses ergeben sich die Handlungsfelder, die Individuen, Teams und Organisationen benötigen, um wertschöpfend agieren zu können.

Ein interessantes und gut nachvollziehbares Modell um die Frage „Wie entsteht Wissen“ zu klären, ist die Wissenstreppe von Klaus North. Das 1998 entwickelte Schema zeigt nicht nur auf, worauf Wissen basiert, sondern auch, wie wissensbasierte Wertschöpfung entsteht.

Wissenstreppe nach North

Wissenstreppe nach North

 

Am Anfang war das Wort

In unserem Fall nicht. Am Anfang des Wissens steht das Zeichen, mehrere Zeichen. Mittels eines Ordnungssystems, einer Syntax, wie bspw. dem Alphabet werden diese zu Daten verknüpft, denen im nächsten Schritt ein Bedeutungskontext zugeordnet wird – eine Information entsteht.

Durch die kontextspezifische und ganz individuelle Verarbeitung verschiedener Informationen, das Hinzuziehen von Erfahrungen und Erwartungen und deren Vernetzung generiert der Anwender sein ureigenes persönliches Wissen. Zeichen, Daten und Informationen sind also der Rohstoff für die weitere Wertschöpfung.

Wissen, was ist das eigentlich?

Wissen basiert immer auf einem persönlichen Bezugssystem. Stellen Sie sich vor, Sie beobachten ein Objekt. Auf Basis Ihrer Erfahrungen und Ihres Glaubens entwickeln Sie eine Hypothese, wie sich das Objekt verhalten wird. In der Praxis mag sich Ihre Arbeitshypothese vielleicht als falsch herausstellen, aber selbst, wenn es nicht so sein sollte, generieren Sie durch den Abgleich von Arbeitshypothese und Realität Wissen. Wissen, dass es Ihnen ermöglicht

  • Dinge zu klären
  • Vorgänge zu verstehen und
  • Voraussagen zu treffen.

Es bleibt festzustellen, das Wissen immer an eine Person gebunden ist und im Regelfall nie zwei Personen den gleichen Wissensschatz haben, da stets auf das persönliche Bezugssystem, die persönliche Wahrnehmung oder ureigene emotionale Komponenten als Methoden zur Verifizierung zurückgegriffen wird.

Wissen haben heißt nicht Anwenden und Können!

Damit Wissen einen wirklichen Wert erhält, muss dessen Besitzer es nicht nur anwenden und teilen wollen, sondern auch anwenden dürfen.

Stellen Sie sich eine Organisation vor, die nur in vorgegebenen Prozessen denkt und nicht veränderungsbereit ist. Sie wird sich nicht entwickeln können. Das über Jahre erworbene Wissen wird nicht angemessen verwendet und wertschöpfend genutzt. Erst durch die aktive Nutzung und Anwendung, sozusagen durch den Praxistest, schafft der Wissensträger einen Wert für sich oder andere.

Durch Nutzung und Reflexion entwickelt der Wissensträger die Expertise, aus seinem individuellen Repertoire das richtige Wissen auf den Anwendungsfall zu übertragen – der Anwender „kann“ Wissen richtig anwenden. Er hat die Kompetenz entwickelt, richtig zu handeln.

Ist Kompetenz messbar und was macht sie einzigartig?

Kompetenz ist nur dann messbar, wenn man sie an einem Ergebnis spiegelt.

Erst RICHTIGES Handeln einer Person, was sich durch die Fähigkeit ein Problem zu lösen messen lässt, bedeutet Kompetenz und gute Performance.

Nehmen wir den Fall der Führungskraft, deren Team zwar gute Erfolge erzielt, aber deren Teammitglieder unzufrieden und unmotiviert sind. Wahre Kompetenz, in diesem Fall Führungskompetenz, lässt sich erst am Feedback der Teammitglieder messen. Ohne Feedback kann niemand erkennen, ob ein Handeln richtig oder falsch ist, ob eine Person kompetent ist.

Besitzt eine Person, ein Team oder eine Organisation eine oder mehrere einzigartige Kompetenzen, Kompetenzen die sie von der Masse abheben, einzigartig machen, dann bedeutet Kompetenz Wettbewerbsfähigkeit und damit Marktvorteil! In der Praxis heißt das beispielsweise, der Bewerber erhält gegenüber einem anderen Kandidaten den Vorzug oder die Firma den Zuschlag.

Die Wissenstreppe als Kontinuum

Die Wissenstreppe besteht aus drei tragenden Elementen-Gruppen

  • Zeichen, Daten und Informationen, die benötigt werden, um den Rohstoff Wissen herzustellen,
  • Wissen und Handeln, um den Rohstoff zu verarbeiten sowie
  • Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit, um durch die Verarbeitung von Wissen einzigartige Leistungen zu erbringen, die von anderen honoriert werden.

Wissensorientierte Wertschöpfung bedeutet, das gesamte Kontinuum der Wissenstreppe auszuschöpfen. Wenn eine Stufe fehlt, ein Step ausgelassen wird, wird das Ziel Wettbewerbsfähigkeit nicht erreicht.

Wissensmanagement in der Praxis – Ein Fazit

Betrachtet man die Wissenstreppe, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass es DIE Wissensdatenbank nicht gibt. Eine Datenbank beinhaltet Daten verschiedenster Natur. Es gibt zwar Ansammlung unterschiedlicher Daten, aber diese erlangen erst dann eine Bedeutung, wenn eine Person, ein Team oder eine Organisation etwas aus ihnen interpretiert, um ein Ziel oder ein Ergebnis zu erreichen.

Ähnlich gelagert ist ein Wissenstransfer. Ich als Transfercoach schaffe nur den Rahmen, damit der Wissensträger Informationen geben kann. Der Datenempfänger, gleich ob es ein Individuum oder eine Organisation ist, muss willens sein, diese Informationen aufzunehmen, in das vorhandene Wissen zu integrieren und daraus ein Ergebnis zu erzielen.

Strategisch und im Fokus der höchstmöglichen Wertschöpfung betrachtet, müssen wir uns also fragen, was macht uns als Person, als Team, als Organisation einzigartig – wodurch heben wir uns von der breiten Masse ab.

Operativ betrachtet können wir aus dem Modell der Wissenstreppe ableiten, wie sich unser Daten- und Informationsmanagement gestalten muss, um unsere strategischen Ziele zu erreichen.

Silvia Schorta
Mit ihrem breiten Erfahrungshintergrund unterstützt sie Unternehmen in der digitalen Transformation und der Wissensarbeit, coacht Wissenstransfers und begleitet Kulturveränderungen. Sie liebt die Berge und das Meer.
Wissen verlässt das Unternehmen

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