Effectuation – Was wir von erfolgreichen Unternehmern lernen können

von | NewWork, Organisationsentwicklung, Wissensmanagement

Der Effectuation Ansatz ist eine Methode zur Lösung von Problemen und zur Entscheidungsfindung, welche auf einer unternehmerischen Denkweise basiert.  Bei Effectuation handelt es sich um eine Methode, die vom Unternehmertum geprägt ist. Hierbei darf man das Unternehmertum aber nicht mit dem Management verwechseln. Unternehmertum beschreibt Gründer von Unternehmen, welche bestenfalls schon mehrere Unternehmen gegründet haben und dabei sehr erfolgreich sind, aber auch auf ihrem Weg schon gescheitert sein können. Das Management ist eine Gruppe von Menschen, welche Unternehmen führen, diese aber nicht unbedingt gegründet haben.   

Woher kommt Effectuation? 

  Effectuation wurde von Saras Saravathy während einer Promotion ins Leben gerufen. Hierbei stand im Mittelpunkt, dass Unternehmer ständig Entscheidungen treffen und Maßnahmen ergreifen. Sie stellte sich die Fragen, wie sie das tun und ob es dafür allgemeingültige Prinzipien oder Methoden gibt, die sie verwenden? Die Antwort war Effectuation.   

Was ist der Effectuation Ansatz?

  Bei Effectuation stehen die Mittel vor dem Ziel. Beim Management ist das zum Beispiel genau andersrum. Hier wird das Ziel definiert und dann nach den Mitteln gesucht um das Ziel zu erreichen.  Sarasvathy wollte in ihrer Arbeit herausfinden, ob es Gemeinsamkeiten in der Art und Weise gibt, wie sehr erfolgreiche und erfahrene Unternehmer Entscheidungen treffen. Sie wählte hierfür Unternehmer mit mindestens 10 Jahren Erfahrung aus, die mindestens ein Unternehmen an die Börse gebracht haben oder mit dem begehrten E&Ys „Entrepreneur of the Year“ ausgezeichnet wurden. Durch die Anwendung solcher einschränkenden Kriterien wurde ihr versichert, dass die Teilnehmer mindestens so viele kritische Situationen durchlaufen haben, wie ein Unternehmer beim Aufbau eines Unternehmens zu bewältigen hat. Den Teilnehmern wurde ein Szenario vorgestellt, in welchem sie eine Reihe von schwierigen Entscheidungen treffen sollten. Während sie verschiedenen Probleme lösen mussten, wurden sie gebeten, dabei laut zu denken und jeden Schritt in ihrem Denk- und Entscheidungsprozess ausführlich zu beschreiben. Sarasvathy hat alles aufgezeichnet und in der Analyse ergaben sich die folgenden fünf unterschiedlichen Prinzipien als gemeinsamen Nenner unter den Experten.  

Die fünf Pinzipien des Effectuation 

  Bird in hand: Das „Bird in hand“ Prinzip geht davon aus, dass erfolgreiche Unternehmer zunächst die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen betrachten, um die verschiedenen Zukunftsperspektiven (Ventures) zu bestimmen, die sie schaffen können, anstatt ein vorher festgelegtes Ziel vor Augen zu haben. Konkret betrachten sie drei Dinge: wer sie sind, was sie wissen und wen sie kennen. Wenn ein Unternehmer alle drei Elemente effektiv nutzen kann, maximiert er die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen erfolgreich ist.   Affordable loss: Hierbei verpflichtet man sich im Voraus, wie viel man sich leisten kann zu verlieren und sich auch daran hält. Dieses Prinzip kann in vielen Entscheidungssituationen angewendet werden, um Trägheit zu überwinden. Man sollte sich selbst fragen was man bei dieser Entscheidung oder durch diese Maßnahme verlieren kann und ob das bezahlbar ist? Wenn es sich um einen erschwinglichen Verlust handelt und die potenziellen Gewinne groß sind, sollte man sich dafür entscheiden. Beispielsweise hat die Anbahnung von neuen Kontakten mit anderen Menschen sehr niedrige Kosten, aber einen hohen Nutzen. Mit diesem Prinzip können Misserfolge frühzeitig ausgeschlossen und Erfolge erzielt werden, indem man das, was funktioniert, nutzt.   Lemonade: Dieses Prinzip ist eine Art Einstellung zu unerwarteten Ereignissen und ein Schlüsselfaktor für Unternehmer.  Genauer gesagt, versuchen erfolgreiche Unternehmer in der Regel, Eventualitäten zu nutzen, anstatt sie zu vermeiden.  Mit anderen Worten, sie wissen, dass „Überraschungen“ wahre Möglichkeiten für neue Chancen sein können. Sie sind flexibel und aufgeschlossen genug, um jedem, dem sie auf den unternehmerischen Wegen begegnen, zu ermöglichen, ihr Unternehmen zu gestalten.  Flexibilität und Offenheit können daher ein großer Vorteil sein, wenn man als Unternehmer erfolgreich sein will.    Crazy Quilt: Ein weiteres Prinzip, der Crazy Quilt befasst sich damit, wie der erfahrene Unternehmer kontinuierlich Stakeholder ansammelt, um ihm zu helfen, die Zukunft zu gestalten und gleichzeitig die Unsicherheit zu verringern. Im Allgemeinen nimmt der erfolgreiche Unternehmer den kürzesten Weg, um sein erstes Produkt oder seine erste Dienstleistung in die Hände eines potenziellen Kunden zu bekommen. Diese Kunden werden dann Teil des „Crazy Quilt“ indem sie ihr Feedback zum Produkt geben und Ressourcen in Form von Geld oder anderer Unterstützung zur Verfügung stellen.    Pilot in the Plane: Unternehmer glauben, dass die Zukunft nicht etwas ist, was man vorhersagen kann oder sollte. Die Zukunft ist stattdessen etwas, das man zu kontrollieren versucht. Mit dieser Perspektive folgt, dass der Fokus auf Aktivitäten liegt, die in der Kontrolle liegen. Mit diesem Ansatz erzielen die erfahrenen Unternehmer die gewünschten Ergebnisse. Dieses Prinzip bezieht sich auch auf die Tatsache, dass die meisten Flugzeugabstürze eher durch menschliches Versagen als durch technische oder umweltbezogene Faktoren verursacht werden bzw. vermieden hätten können. Der Unternehmer ist sozusagen der Pilot. Er kann auf eine scheinbar riskante Situation reagieren, um das Risiko so zu reduzieren.    Effectuation ist kein fester Wert. Es ist etwas, das genutzt werden kann, wenn ein Unternehmen wächst und Mittel zur Entscheidungsfindung gesucht werden.   Man beginnt immer damit, die Mittel zu kennen oder in diesem Fall einen Vogel in der Hand. Durch eine Bestandsaufnahme der Mittel z.B. Identität, Wissensbasis, soziales Netzwerk ist man in der Lage zu sehen, was man tun kann oder nicht. Es ist einfacher, den Verlust zu verstehen, wenn man versucht, ein Ziel zu erreichen.   Indem ein Unternehmer Interessenvertreter für sein Unternehmen gewinnt, kann er durch Zusammenarbeit eine Idee entwickeln, der alle verpflichtet sind. Stakeholder zu haben, schafft auch neue Mittel und erweitert die Ressourcen des Unternehmers und schafft neue Ziele. Bei der Erreichung dieser Ziele können Überraschungen auftauchen, die Unternehmer begrüßen. Diese Überraschungen können die Ziele und Mittel verändern oder beeinflussen. Man nutzt diesen Zyklus um innovative Marktchancen zu finden und Risiken zu nutzen. Mit diesem Ansatz handeln Personen nicht nur erfolgreich, sondern auch wirklich unternehmerisch.

Bildquelle und Bildrechte: Innovationstories & Ernesto Gutiérrez, www.innovationstories.se Ref: Gutiérrez 2012 (Ph.D. dissertation)

Silvia Schorta
Mit ihrem breiten Erfahrungshintergrund unterstützt sie Unternehmen in der digitalen Transformation und der Wissensarbeit, coacht Wissenstransfers und begleitet Kulturveränderungen. Sie liebt die Berge und das Meer.
Wissen verlässt das Unternehmen

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