Experten und Wissensarbeiter erfolgreich führen – so gelingt es!

von | NewWork, Organisationsentwicklung, Wissensmanagement

Wir befinden uns mitten in der Entwicklung zur Wissensgesellschaft. Der Wandel von arbeitsintensiven Aufgaben hin zu wissensintensiven Geschäftsfeldern schafft nicht nur neue Potenziale der Wertschöpfung durch Wissen, sondern bedingt auch die Auseinandersetzung mit organisationalen und kulturellen Fragen. Dazu gehört auch das Hinterfragen der gängigen Führungskultur.

In den Wissensunternehmen der Zukunft haben insbesondere die Fachspezialisten einen besonderen Stellenwert. Mit ihr Expertise beeinflussen sie den Unternehmenserfolg nachhaltig. Die Erwartungshaltungen an diese Mitarbeitergruppe sind hoch.

Der perfekte Fachspezialist

Von den Wissens-Experten und Fachspezialisten moderner Unternehmen wünschen sich Vorgesetzte:

  • ausgeprägte Fachkompetenz
  • ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten
  • hohe soziale Kompetenz
  • Kreativität und Initiative
  • Kompetenz Wissen zu beschaffen und zu teilen
  • Selbstreflexion und Engagement

Eben Mitarbeiter, die selbständig in der Lage sind Aufgaben zu lösen, Innovationen zu entwickeln und ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten.

Wenn Mitarbeiter eine Herausforderung sind

Bei aller fachlicher Brisanz haben es Fachvorgesetzte in der Praxis aber häufig mit Mitarbeitenden zu tun, die ob ihrer Expertise auch durch ausgeprägtes Selbstbewusstsein auffallen.
Experten haben den Anspruch, Freiräume zu nutzen und möglichst autonom arbeiten zu wollen. Sie repräsentieren einen wichtigen Wertschöpfungsteil der Organisation und sind sich dessen bewusst. Führungsentscheidungen werden in der Folge ambivalent bis skeptisch wahrgenommen.

Spezialisten sehen sich oftmals in höherer Verpflichtung gegenüber ihrer Berufsgruppe als gegenüber der Gesamtorganisation. Karriere wird in der Regel nicht durch organisationale Stellung und Integration in Gesamtstrukturen, sondern vielmehr innerhalb der Profession definiert.

In der Summe wird es also wenig Erfolg haben, Experten hierarchisch führen zu wollen.

Du machst Deins und ich mach meins – Klare Rollentrennung

Gibt es ein Patentrezept, gut mit diesen Mitarbeiter:innen zu arbeiten?

Um es zu vereinfachen und voranzustellen: Die Aufgabe eines Experten ist die Anwendung seiner Fachexpertise. Die Aufgabe einer Führungskraft ist Führen.
So simple und doch so logisch.

Definieren Sie das „WAS“

Als Führungskraft verwandeln Sie Ressourcen in Ergebnisse. Es ist vielleicht Ihr Anspruch an sich selbst mindestens die gleiche Fachexpertise wie die von Ihnen geführten Experten zu haben, aber es ist nicht Ihre Aufgabe. Wozu würde es dann Spezialisten brauchen?

Es stellt sich also nicht die Frage, ob die Aufgabe einer Führungskraft Führen ist, es stellt sich die Frage „WIE“ führt eine Führungskraft Experten und Wissensarbeiter, die einen fachlichen Wissensvorsprung haben und sich zudem ihrer selbst sehr bewusst sind.

Der Schlüssel zum Erfolg ist das Führen mit Zielen und konkreten Ergebnissen – dem „WAS“.

Fachexpertise zum reinen Selbstzweck hat keine Existenzberechtigung. Sie wird dann wertvoll, wenn sie dazu dient, die Ziele der Organisation zu unterstützen, wenn es um das „Wie“ geht.

Was ist Unternehmenszweck? Was will die Organisation leisten? Was erwarten Kunden? – Die Definition des „WAS“, das Führen mit Zielen gibt Fachexperten die benötigte Orientierung und gleichfalls den notwendigen Freiraum das „Wie“ zu gestalten und möglichst autonom arbeiten zu können.

Was muss ich meinen Fachspezialisten bieten

In Zeiten von Fachkräftemangel und einer guten Arbeitsmarktlage haben Experten berechtigte Ansprüche an ihre Tätigkeit und können sich einmal mehr die Unternehmen aussuchen, bei den sie den passenden Rahmenbedingen und den notwendigen Gestaltungsspielraum finden.

Fragen, wie

  • Was wird von mir erwartet?
  • Bietet mein Arbeitsumfeld mir die notwendigen organisatorischen Rahmenbedingungen.
  • Darf ich tun, was ich am besten kann?
  • Habe ich Freiräume zur individuellen Gestaltung und bereichsübergreifenden Austausch?
  • Wird meine Arbeit gesehen und wertgeschätzt?
  • Werde ich als Individuum wahrgenommen?
  • Erhalte ich angemessen Förderung und Chancen?

spielen eine zentrale Rolle in der Arbeitsplatzwahl und Verweildauer im Unternehmen. All diese Aspekte haben Einfluss auf die Arbeit der Führungskräfte und die Beziehung zu den Mitarbeitern.

Der Wandel hat begonnen

Führungskräfte von heute sollten also ihr Führungsverständnis hinterfragen. Das klassische hierarchische Bild der Führungskraft hat ausgedient und muss sich wandeln.

Klassischerweise bringen Fachexperten eine hohe intrinsische Motivation mit, sie denken mit und wollen sich einbringen. Dazu benötigen sie entsprechende Freiräume. Die Aufgabe der Führungskraft ist es also, die Ziele der Organisation nicht nur zu kommunizieren, sondern diese durch Dialog mit den Erwartungshaltungen der Fachexperten in Einklang zu bringen. In der Folge wird sich daraus eine wahre und nachhaltige Identifikation mit dem Unternehmen entwickeln.

Führen als Dienstleistung – Ein Gewinn für alle

Klaus North vergleicht in seinem Buch „Wissensorientierte Unternehmensführung“ Führen mit einer Dienstleistung – Führungskräfte schaffen einen unternehmerisch orientierten Lern- und Spielraum.

So gelingt das Führen von Experten und Spezialisten. Das Vorgeben von klaren, messbaren Zielen schafft notwendigen Freiraum für Kreativität und Entfaltung auf dem Weg der Zielerreichung. Durch das Halten einer guten Beziehungsebene fühlen sich auch Fachspezialisten gesehen und in ihrer Individualität wertgeschätzt.

In diesem gegenseitigen Lernprozess kann jeder gewinnen – Mitarbeiter, Führungskraft und Unternehmen.

Silvia Schorta
Mit ihrem breiten Erfahrungshintergrund unterstützt sie Unternehmen in der digitalen Transformation und der Wissensarbeit, coacht Wissenstransfers und begleitet Kulturveränderungen. Sie liebt die Berge und das Meer.
Wissen verlässt das Unternehmen

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